TR6 Shooting Brake

05Apr14

6 – Pack :: Vom TR6 zum Shooting Brake

ein Beitrag von Bernd A. mit freundlicher Genehmigung der Triumph IG Südwest

Triumph TR6 shooting brake 01

Liebe IGler,

Manfred hat mich gebeten, den Artikel aus der Januar-„TRaction“, Nr. 271, über meinen TR 6-Umbau für die folgenden Seiten zu übersetzen – ich schäme mich ja fast, dass die ersten Artikel zu meinem „Shooting Brake“ allesamt in England erschienen sind, statt hier in unserem Clubmagazin, aber das große Interesse der Inselschrauber an dem Auto bei der ersten Ausfahrt nach der Restaurierung, nämlich zum International Weekend im August 2013 nach Malvern, hatte da halt einen Vorsprung zur Folge, schande schande…

Außerdem – und jetzt geht’s los – hatte ich wenig Zeit zum Schreiben im letzten Jahr:

Zum Einen muss ich manchmal eingestehen, dass es schon sehr viel Irrsinn braucht, um jetzt 3 dieser Kisten am Laufen halten zu wollen, so neben Weib und Job und Haus und Hof!

Hochzeit

Hochzeit

Zum Zweiten haben sich 2013 alle 3 „Kisten“ recht arbeitsintensiv verhalten, gerade am „neuen“ Kombi hat so ziemlich alles mal geklemmt was Zeit und Geld kostet- ein selbstgemurkstes Loch im Kolben war zu allem Überfluss auch noch dabei, immerhin lief auf dem langen und grandiosen Trip durch Norwegen im September alles glatt…

(Zum Dritten könnte ich noch das Arbeitstreffen und 420 Bratwürschd anführen.)

Zum Auto: natürlich haben 98% aller Menschen andere Probleme, aber was sollte ich mit meinem massiv runtergerittenen TR6 machen – nachdem sowohl der TR5 als auch der Doretti doch recht gut gelungen restauriert waren? Ein dritter, zweisitziger, offener Engländer, dazu noch deutlich unseltener als die beiden anderen?

Verkaufen ging nicht: erstens hätt‘ ich eh nix gekriegt, so durchrostet wie der war, nix mit matching numbers oder so, und dann war das 1983 halt mein erstes selbstgekauftes Auto, damals, mit 21, als Student, Jugendsünden im TR6 – ihr wisst schon: verkaufen ging nicht !

to young to rust

to young to rust

Richtig los gings im Herbst 2010: ein Hardtop irgendwo am Vogelsberg gekauft und halb im, halb hinterm A6-Kombi, an einem Sonntagmorgen heimgeschaukelt. Die traurigen, wirklich bis zum letzten abgerocksten Teile, das Ergebnis von über 130.000 km von 1983 bis zur Stilllegung 1999, in denen nur das allernötigste repariert wurde – in meiner Erinnerung ist damals auch nie was verreckt, oder doch? – waren schnell auseinandergelegt.

Sonderkonstruktion

Sonderkonstruktion

„Good old times“ dachte ich, als ich die Rechnung für drei 40er Weber samt Ansaugbrücke über 1.200 DM von 1992 fand – wenn nur die Qualität der heute erhältlichen Teile ähnlich gestiegen wäre, wie die Preise! Was hab ich – und dieser Absatz wurde mir aus den englischen Artikeln herausgestrichen! – nächtelang geflucht über schlecht passende, aus billigstem Hart-Plastik schlampig zusammengeklebte MOSSenware, teuer wie der Dombau von L IMburg : ORAet labora !

Glaubt ihr, einer von den Bestellnummerneintippern würde das Gummiprofil für die Seitenscheibe als Meterware ausfindig machen um mir zu helfen? Nix und wieder nix! Hamwanich!

Betankung Spezial

Betankung Spezial

Stattdessen muss man vier Seitengummis fürs Hardtop kaufen, zerschneiden und mehrfach neu verkleben. Du bestellst telefonisch ausdrücklich Payen-Dichtungen, geliefert wird was ähnliches, wo aus BAST (oder STUCK?) gemacht zu sein scheint! (Wenn ich wütend bin lauf ich gern zur verbalen Höchstform auf, merkt ihr´s…)

Die Grundidee zum Umbau war klar: ein zierlicher, heller Aufbau, mit viel Glas, nicht so wie diese 4-rädrigen Blechburgen von heute, erst hochgebockt („SUV“ ist so schwachsinnig, dass man es bis heute nicht richtig übersetzen kann!) dann von oben plattgequetscht mit Sichtschlitzen wie im Panzerspähwagen!

Der vorher/nachher Effekt

Der vorher/nachher Effekt

Unterhalb der Fensterlinie ist es ein ganz normaler – schon recht fein gemachter-TR6, mit homokinetischen Wellen von TR Nord, oder ner Kipphebelwelle von Goodparts, am Fahrwerk alles tauchentlackt und galvanisch und neu und so weiter, der Motor nach reichlich Ärger jetzt sahnemäßig dank Robert und Philip von racinggreen, Getriebe und Diff, wie seit 30 Jahren von Volker Hermann; wie gesagt alles recht fein gemacht, aber eigentlich unspektakulär.

Spannend wird’s natürlich erst jetzt: ein – hoffentlich – rostfreier Windschutzscheibenrahmen wird auf eine hoffentlich rostfreie Spritzwand geschweißt – Dichtgummi wechseln geht ja später nie mehr! Dann das Hardtop drauf und hinter der B-Säule abschneiden.

under construction - side view

under construction – side view

Den Rest hinten auf den original Kofferraumdeckel punkten, Winkel und Dachlinie checken, biegen, drücken, flexen hämmern, schließlich die 50cm Lücke im Dach mit einem handgedengelten Blech zuschweißen, viele, viele Stunden. Alles mit Streben versteifen, die vordere Kofferrraumdeckelhälfte und das Tankblech wegflexen und dann drei Nächte schlecht schlafen bevor man sich traut, die neue „Heckklappe“ ins Hardtop zu flexen – hat auf Anhieb gepasst, hurra!

Spezialtank

Spezialtank

Wer schweißt einen maßgeschneiderten Tank in die Reserveradmulde, wer kann heute noch einen Himmel schneidern und perfekt gespannt einkleben:

Drei Stunden lagen wir zu dritt auf dem Rücken im Auto, high vom Klebstoff! Erstaunlich viele hochbegabte Handwerker in der direkten Umgebung meines eigentlich eher ländlich-pfaffigen Eibelstadt!

Hier kommt der Himmel hin

Hier kommt der Himmel hin

Zwei Details waren klar: die Farbe und der Name. Hellblau war Bedingung meiner Sabine, die immer einen bahamablauen Karmann Ghia wollte, blau und von Karmann stimmt ja sogar irgendwie, und den von mir gewählten Namen hat sie auch noch per Edding auf die Heckschürze handgepinselt – vor dem Klarlack…

handgepinselt, vor dem Klarlack

handgepinselt, vor dem Klarlack

Die Teppiche (auch vom Abrieb deutlich schlechter als 2005 derselbe Teppich vom selben Händler, total beDÖPPERt) selber schneiden, einnähen beim Sattler, die alten Sitzbezüge aus Plastik ersetzt durch wunderbar weiches altes Leder von der Jahre zuvor ausgemusterten Wohnzimmercouch meiner Eltern, leider haben die neuen, sündhaft teuren, Sitzschaumpolster (einer der bereits genannten Händler…) die Elastizität und Spannkraft von einem 3 Wochen alten Kuhfladen: viel Freud, viel Leid bis er im April 2013 endlich dasteht : ein echter Eye-catcher, nach dem sich 20-jährige Mädchen genauso umdrehen wie 75-jährige Opas, sehr verwindungssteif, sehr flott, sehr geräumig, nicht zu laut und dank glattem Blechdach trotz Weberli am Motor auf langen Strecken durchaus mit 10 Litern zufrieden !

Ladefläche hinter den Sitzen

Ladefläche hinter den Sitzen

Die Waschstraße haben wir auch schon mal überstanden, bis auf ein paar Kleinigkeiten ist wirklich alles alles Wesentliche so gut gelungen, dass er eigentlich so auch aus der Fabrik hätte rollen können, damals, in den 70ern!

Und : ja er hat mich so dermaßen viel Geld gekostet, dass es auf die gut 1.000 Euro für einen Europäischen Geschmacksmusterschutz auch nicht mehr ankam, wer eine Kleinserie auflegen will, sollte mich nach dem Stick mit den Detailphotos, die viel Zeit und Geld sparen, fragen, wir werden uns schon einig, und Chris kriegt auch was ab…

Concept Car

Concept Car

Und so hab ich jetzt heuer das Luxusproblem, nicht zu wissen mit welchem Auto mein Weib ich im August nach Harrogate zum IWE sollen :mit dem Doretti zum 60ten Geburtstag oder mit Zelt und Isomatten und Wein und Schnaps und Gummistiefeln für alle Fälle im „Shooting Brake“ ! Ich armes Schwein.

Finale

Finale